Pestizide in der Landwirtschaft: Ein notwendiges Übel?

Sicherer Umgang mit synthetischen Pflanzenschutzmitteln

Der Einsatz von Pestiziden ist in der Landwirtschaft, Wissenschaft und Bevölkerung ein heiß umstrittenes Thema. Die synthetischen Pflanzenschutzmittel ermöglichen es Landwirten höhere Erträge zu erzielen und die weltweit steigende Nachfrage nach Lebensmitteln bedienen zu können. Die Folgen für Mensch und Umwelt werden jedoch kontrovers diskutiert. Auch vielen Bauern ist das bewusst, ganz ohne Pflanzenschutzmittel geht es meist aber nicht.

Der frühe Vogel fängt den Wurm – nach dieser alten Bauernweisheit fahren Landwirte meist schon in den Morgenstunden über ihre Felder. Vorteil: Ausgebrachter Dünger und Pflanzenschutzmittel verdunsten nicht so schnell und bleiben auf dem Feld. Den schützenden Nebel verteilen Bauern meist mit langen Sprüharmen auf ihren Pflanzen. Bereits nach 15 Minuten haben die Blätter die feinen Tröpfchen absorbiert. Dennoch fragen sich viele Landwirte und Forscher, wie viel Wirkstoff in der Feldfrucht verbleibt oder gar nicht erst auf der Pflanze ankommt, sondern vom Wind verweht wird. Die öffentliche Debatte um die Auswirkungen auf Mensch und Umwelt von Pestiziden ist groß, aber was genau bewirkt der Nebel, der im Schein der Morgensonne über den Feldern glänzt?

Toxische Wirkstoffmischungen

In den Mischtrommeln der Bauern kommen verschiedene Pestizide zusammen. Klassifiziert werden die Pflanzenschutzmittel in drei großen Gruppen: Herbizide, Fungizide und Insektizide. Beliebte Insektizide sind Organophosphate (OPP) oder die in der Öffentlichkeit viel diskutierten Neonicotinoide. Sie halten auf Feldern Schadinsekten wie Blattläuse und in Lagerhallen zum Beispiel den gefräßigen Kornkäfer von der Ernte fern. Die meisten Insektizide greifen das Nervensystem von Tieren an. OPPs hemmen beispielsweise das Enzym Acetylcholinesterase und können zu einem Verkrampfen führen.

Ihre Toxizität macht sie jedoch für alle Lebewesen schädlich. Befürchtet wird daher, dass auch nützliche Bestäuber wie Bienen durch das Pestizid betroffen sind. Auch für Menschen sind OPPs ein Gesundheitsrisiko. Bei intensivem Kontakt, beispielsweise durch Verschlucken, oder Einatmen können sie das sogenannte cholinerge Syndrom verursachen. Koordinationsprobleme, Koma und Krämpfe der Atemwege können die Folge sein.

Das meist verwendete Herbizid weltweit ist Glyphosat. Der Stoff ist aktiver Bestandteil des Pestizids Roundup. Es kommt auf fast allen konventionellen Feldern zum Schutz vor Unkraut zum Einsatz. Der Stoff hemmt ein pflanzliches Enzym und verhindert so deren Wachstum. Glyphosat steht bereits seit Längerem im Verdacht, auch für Menschen krebserregend zu sein. Immer wieder werden Rückstände des Mittels in Lebensmitteln und Haaren von Feldarbeitern gefunden. Sie stehen beim Ausbringen von Roundup auf dem Feld in direktem Kontakt. Umweltaktivisten fordern daher ein Verbot für den Wirkstoff. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit sieht die krebserregende Wirkung von Glyphosat jedoch nicht als erwiesen. In der Europäischen Union ist das Herbizid daher noch bis mindestens 2022 zugelassen.

Pestizide in der Landwirtschaft: Ein notwendiges Übel?

Ein notwendiges Übel

Der Verzicht auf Glyphosat kann jedoch schwere Folgen für die Ernte der Landwirte haben. Bei Teeplantagen in Sri Lanka, die die Verwendung von Roundup stoppten, überwucherten die Felder mit Unkraut und die Erträge gingen stark zurück. Elf Prozent büßten die Bauern bereits im ersten Jahr ein. Mais, Chili und Fingerhirse verloren noch stärker –bis zu 55 Prozent der Ernte gingen verloren.

Manche Landwirte entscheiden sich dennoch bewusst gegen synthetische Pflanzenschutzmittel und für den biologischen Anbau. Doch auch in der biologischen Landwirtschaft kommen Pestizide zum Einsatz. Zwar sind synthetische Mittel für Biobauern verboten, natürliche Stoffe wie Kupfer können aber dennoch zum Schutz der Pflanzen ausgebracht werden. Diese werden von Pflanze und Boden absorbiert und stellen nur ein geringes Gesundheitsrisiko für nützliche Bodentiere dar.

Landwirte und Behörden sind sich der Notwendigkeit und der Risiken von Pflanzenschutzmitteln bewusst. Ihr Einsatz wird daher streng reguliert. So werden Pestizide heute viel sparsamer und gezielter eingesetzt und Rückstände in Nahrungsmitteln, Grundwasser oder durch Abdrift reduziert. Die stärkste Belastung trifft jedoch nach wie vor die Arbeiter im Agrargewerbe. Sie können als Ausbringer in Kontakt mit den Chemikalien kommen.

Sicherheit geht vor

Überall dort, wo Pestizide versprüht werden, ist daher ein effektiver und sicherer Schutz der Feldarbeiter gefragt. In Europa wird dieser durch die EU-Norm EN 15695-2 (2009) für Systeme für die Luftreinhaltung in landwirtschaftlichen Nutzfahrzeugen und selbstfahrenden Arbeitsmaschinen geregelt. Der Standard schreibt vor, dass Stäube, Aerosole und Gase, die sich beim Einsatz von Flüssigdüngern und gesundheitsschädlichen Substanzen in der Luft ansammeln, nicht bis in die Fahrzeugkabine gelangen dürfen.

Ausgeklügelte Lösungen sind gefragt, um diesen höchsten Schutzanforderungen gerecht zu werden. Ein funktionierendes Beispiel: Das mehrstufige Kabinen-Kategorie 4-Filterdesignkonzept von Freudenberg Filtration Technologies. Die Kabinen-Kategorie 4-Filterlösungen bieten höchsten Fahrerschutz in landwirtschaftlichen Fahrzeugen.

Die Verantwortung für seine Umwelt muss der Landwirt selbst übernehmen, indem er zu windarmen Zeiten und nur wenn nötig Pflanzenschutzmittel verwendet. Zur Sicherheit des Maschinenführers tragen Filtrationslösungen von Freudenberg Filtration Technologies einen wesentlichen Beitrag bei.