Autonomes Fahren

Gehören Robotorautos die Straßen der Zukunft?

So spannend die technischen Aspekte selbstfahrender Wagen sind, so futuristisch ihr Look und innovativ ihre Technologie, können diese den öffentlichen Diskurs um autonomes Fahren doch nicht dominieren. Im Mittelpunkt der Debatte stehen die Mängel von Sensoren, Software, Fahrwerk und Antriebstechnik – und deren Folgen: Unfälle mit Sach- oder Personenschäden, in den schlimmsten, wenn auch wenigen Fällen mit Todesfolge. Wir betrachten beide Seiten der Medaille.

Die gute Nachricht: Die Zahl der Verkehrstoten in Deutschland geht laut Statistischem Bundesamt Destatis zurück – und war 2017 auf dem wohl niedrigsten Stand seit Bestehen der Bundesrepublik. Die schlechte: Es sind noch immer über 2,6 Millionen Unfälle mit geschätzten 3.170 Toten und 390.000 Verletzten.  In den USA starben nach Angaben der National Highway Traffic Safety Administration (NHTSA) im Jahr 2016 mehr als 37.000 Menschen auf US-Straßen, die Zahl der tödlich verunglückten Fußgänger stieg gar um neun Prozent.

Todesfälle im deutschen Straßenverkehr

Todesfälle im deutschen Straßenverkehr Die Anzahl der im Straßenverkehr Getöteten nimmt seit den 70ern dank Regelungen in Bezug auf Geschwindigkeit, Promillegrenzwerte und Bußgelder stetig ab. Quelle: Entwicklung der Zahl der im Straßenverkehr Getöteten (in Tsd.), In: Destatis.de vom 07.12.2017.

Entwickler von Roboterautos argumentieren, dass 90 Prozent der Verkehrsunfälle auf Fehler von Menschen zurückgingen. Die Technik autonomer Fahrzeuge werde – wenn sie denn dann mal ausgefeilt sei – ebendiese Unfälle verhindern. Stellt man die Anzahl der getesteten autonomen Fahrzeuge und deren gefahrene Strecke ins Verhältnis mit den entstandenen Unfällen, sind die wenigen gravierenden Vorfälle tatsächlich wenig gravierend. Die Unfallwahrscheinlichkeit liegt bei 3,2 pro einer Million Meilen im Gegensatz zu 4,2 bei Autos, die von Menschen gesteuert werden. 

Tatsächlich ist bei den bekannten Fällen um Tesla und Uber noch nicht geklärt, ob die Unfälle überhaupt auf die Automatisierungstechnik der Fahrzeuge zurückzuführen sind. Beim ersten bekannten tödlichen Unfall 2016 kamen die Ermittler zum Ergebnis, dass menschliches Versagen den Unfall verursacht hatte.  Beim automatisierten Fahren werden fünf Stufen unterschieden. Die Unfälle von Uber und Tesla passierten bei Autos der Stufe 2. Ab Stufe 5 spricht man von autonomem Fahren, vorher von automatisiertem oder teilautonomem Fahren.

Selbstfahrende Autos – fünf Stufen zur Autonomie

Selbstfahrende Autos – fünf Stufen zur Autonomie Quelle: Selbstfahrende Autos – Science-Fiction bald in Serienfertigung, In: Statista.com.

Die SAE (ein internationaler Verband von Autoingenieuren) unterteilt automatisiertes Fahren in fünf Stufen. Unter Stufe 1 und 2 fallen Assistenzsysteme – der Fahrer muss jederzeit direkt auf die Verkehrssituation reagieren können. Ab Stufe 3 überwacht das Auto den Verkehr selbstständig, ab Stufe 4 muss der Fahrer auch im Notfall nicht mehr eingreifen.

Das Interesse der Bevölkerung am autonomen Fahren ist groß, so Hermann Rodler, Mitglied des Bitkom-Präsidiums. Es sei absehbar, dass die Bereitschaft, autonome Fahrzeuge zu nutzen, steigt, sobald Autofahrer die Erfahrung machten, dass sie der Technik vertrauen können. 

Wann wären Sie bereit, Ihr Fahrzeug selbst lenken zu lassen?

Wann wären Sie bereit, Ihr Fahrzeug sich selbst lenken zu lassen? Die Kontrolle abzugeben, fällt schwer. Doch auch hier ist eine Entwicklung zu beobachten. Was das Parken angeht, war bereits 2015 die Mehrheit dazu bereit. Quelle: Wenn das Auto selber lenkt, In: Statista.com (Bitkom, 2015).

Um die Technologie in ein sicheres und damit vertrauenswürdiges Stadium zu führen, braucht es zahlreiche Testmeilen, Entwicklungsschleifen und mutige Projekte. Viele Testmeilen zurückzulegen ist entscheidend, um die künstliche Intelligenz-Software der Fahrzeuge zu trainieren. Je mehr Daten durch die Tests erhoben werden, desto besser können die Autos schließlich fahren. Aufgrund dessen durften etwa in der südchinesischen Stadt Guangzhou autonome Fahrzeuge probeweise auf die Straße. Die Start-ups Jingchi und Pony.ai boten öffentliche Fahrten an. Die chinesischen Unternehmen wollen der amerikanischen Konkurrenz trotzen, Googles Tochtergesellschaft Waymo kann laut „Financial Times“ immerhin schon 4 Millionen Testmeilen vorweisen.

Auch der japanische Autobauer Nissan plant, gemeinsam mit einer Softwarefirma in Yokohama fahrerlose Taxis zu erproben. Ziel ist es, die Fahrzeuge bis zu den Olympischen Sommerspielen 2020 in Tokio auf die Straße zu bringen.  Während der Elektronikmesse CES in Las Vegas waren ebenfalls selbstfahrende Autos auf öffentlichen Straßen unterwegs.  Städte wie Stockholm , Beverly Hills, Göteborg, London, Singapur, Pittsburgh, Amsterdam, Perth, Boston und Beijing rüsten auf.  Das Google-Schwesterunternehmen Waymo verspricht selbstfahrende Autos für den Endverbrauchermarkt bis zum Jahr 2020. Unternehmer und Visionär Elon Musk kündigt ein vollautomatisches Tesla-Fahrzeug gar bis zum Ende des Jahres 2018 an. Um im Wettkampf mit Waymo zu triumphieren, will auch Daimler gemeinsam mit Bosch seine autonomen Fahrzeuge so schnell wie möglich auf die Straße bringen.  Gerhard Steiger, Vorsitzender des Geschäftsbereichs Chassis Systems Control von Bosch hat ehrgeizige Ziele:


“Wir werden 2018 die ersten kleineren Flotten an Robo-Taxis in deutsche Städte bringen.” Gerhard Steiger, Bosch

Aus Sicherheitsgründen werden aber vorerst ebenso wie bei Uber noch Fahrer an Bord sein. Die breite Markteinführung sei für 2022 geplant. „So lange dauert es aus unserer Sicht, bis die Technologie wirklich abgesichert ist und alle Eventualitäten vorgedacht sind“, sagte Steiger der Automobilwoche. Vorzudenken ist neben der Technologie natürlich auch die Innenraumausstattung. Wie soll ein Fahrzeug aussehen, in dem kein Fahrer mehr sitzt? Kommunikativ und komfortabel, findet BMW: Mitfahrer könnten sich einander zuwenden, statt nach vorne zu blicken. Erste Entwicklungen in diese Richtung gibt es etwa beim BMW VISION NEXT 100.

Je nach Sitzposition der Passagiere muss auch das Thema Innenraumluftfiltration überdacht werden. Künftig könnte die frische Luft etwa von oben kommen oder von der Seite, anders als bisher frontal durchs Armaturenbrett. Die Filter schützen Insassen vor Feinstaub, Pollen, Allergenen, Gerüchen und Schadgasen. Schon heute leiden 30% der 18- bis 79-Jährigen im Laufe ihres Lebens an einer Allergie.  Innenraumfilter sorgen hier für eine spürbare Verbesserung der Lebensqualität.

Neue Anforderungen an die Luftführung im Innenraum

Autonomous driving Neue Anforderungen an die Luftführung im Innenraum

Die Zukunft auf unseren Straßen wird Roboterautos vermutlich genauso gehören wie dem Menschen, der sie dorthin bringt. Doch was kommt als nächstes? Einige Prognosen:

  • Vernetzung und sich selbst regulierender Verkehr – Fahrzeuge kommunizieren miteinander und informieren andere Verkehrsteilnehmer über drohende Staus, Unfälle oder Wetterbedingungen. Das ist nicht nur praktisch, sondern verbessert auch die Sicherheit auf der Straße und spart Zeit und Nerven.
  • Mehr intuitives HMI (Human Machine Interface), das etwa Informationen auf die Windschutzscheibe projiziert, als Auto-Heimkino oder Arbeitsplatz genutzt werden kann.  HMI sieht nicht nur cool aus, sondern passt auch in die Zeit des Multitaskings.
  • Vollkommen autonome, elektrisch betriebene Fahrzeuge, die uns in eine neue Dimension der Mobilität führen. Außen technisches Meisterwerk, umweltfreundlich und emissionsarm, innen Arbeitsplatz, Ruheraum oder sogar Kinderzimmer.
  • Höherer Komfort: Verbesserte Luftqualität mit Filtersystemen, die sich an die Bedürfnisse von Fahrern und Mitfahrern anpassen lassen

Die Zukunft des Automobilmarktes

Die Zukunft des Automobilmarktes Alternative Antriebe – bald gar nicht mehr alternativ, sondern die Norm. Eigene Darstellung.

Wie die Zukunft wirklich aussehen wird? Das wird sich zeigen. Und zwar schon bald. Aktuell tut sich in der Branche, angetrieben durch den internationalen Wettbewerb, gerade hinsichtlich der Entwicklung zur elektrischen Mobilität so einiges. Autonomes Fahren wird dabei eine immer wichtigere Rolle spielen. Ob wir selbst in unserem Alltag noch in den Genuss des automatisierten Fahrens kommen werden? Wahrscheinlich. Wir sind jedenfalls überzeugt: Selbstfahrende Autos sind die Zukunft.